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Digital Twin? Das gibt’s doch nur in der Industrie – oder etwa nicht?

Geschrieben von Torben Irmer | 30.09.25 13:56

Digital Twin? Das gibt’s doch nur in der Industrie – oder etwa nicht?

Der Begriff „Digitaler Zwilling“ ist bisher vor allem in der Industrie verankert. Dort steht er für die virtuelle Repräsentation physischer Objekte oder Prozesse, etwa bei Maschinen 
oder Produktionslinien. Doch dieses Konzept findet auch in der Wohnungswirtschaft 
Anwendung – als intelligenter, digitaler Mitarbeitender, der Verwaltungsteams bei ihrer 
täglichen Arbeit unterstützt.

Bislang wurde die Digitalisierung der Branche häufig mit dem demografischen Wandel 
begründet – etwa im Hinblick auf zukünftige Fachkräfteengpässe. Doch in der Praxis 
zeigt sich: Die Belastung ist bereits heute hoch.

Anfragen werden zahlreicher, komplexer und inhaltlich anspruchsvoller – mit der 
Erwartung, ebenso präzise und zeitnah eine Rückmeldung zu erhalten. Damit steigen 
interne Ansprüche an Effizienz und Transparenz und Verwaltungsteams stoßen im 
Tagesgeschäft an Kapazitätsgrenzen. 

Vor diesem Hintergrund rückt ein neuer Ansatz in den Fokus: der Einsatz digitaler 
Assistenten. Der Digital Twin schafft damit eine neue Ebene der Zusammenarbeit 
zwischen Mensch und Technologie.

Warum braucht die Branche einen „digitalen Zwilling“? 

Die Wohnungswirtschaft galt über Jahre hinweg als wirtschaftlich stabile Branche. Viele 
Prozesse funktionierten auch ohne digitale Unterstützung – mit hohem manuellem 
Aufwand, aber ohne spürbaren Zwang zur Veränderung. Digitalisierung wurde oft eher als optionales Zukunftsthema betrachtet.

 

Der demografische Wandel – ein langsamer Veränderungstreiber:

 

Häufig wird der Fachkräftemangel als zentrales Argument für die Digitalisierung 
genannt. In diesem Jahr berichten 86 % der deutschen Unternehmen von spürbarem 
Fachkräftemangel und rund 1 Mio. Menschen gehen bis 2034 pro Jahr in Rente – 
systematische Ruhestandsplanung wird unumgänglich. 

 

Doch obwohl der demografische Wandel lange als Hauptargument galt, wird sich dieser eher langsamer auswirken. Neue Mitarbeitenden sind zwar schwer zu finden, aber die 
Branche bildet stark aus. Die eigentliche Notwendigkeit entsteht heute durch Arbeitsverdichtung und gestiegene Erwartungen an Service und Reaktionsgeschwindigkeit.

Mehr Anfragen. Mehr Tiefe. Mehr Aufwand

Erfahrungen etablierter Wohnungsunternehmen zeigen, dass die Qualität und Quantität 
der Anliegen in der Wohnungswirtschaft seit dem öffentlichen Zugang zu Tools wie 
ChatGPT deutlich gestiegen sind. Mietende haben leichten Zugang zu juristischen, 
komplexen Informationen und formulieren ihre Anfragen heute zunehmend strukturiert, 
präzise und inhaltlich fundiert – größtenteils unterstützt durch KI. Damit wachsen die 
Anforderungen an die Bearbeitung, nicht nur in puncto Schnelligkeit, sondern auch 
hinsichtlich fachlicher Tiefe und formaler Korrektheit.

Klassische Prozesse geraten dabei an ihre Grenzen und die Branche sieht sich gezwungen, effizienter zu arbeiten – ohne Qualitätsverlust. Heute muss wirtschaftlicher 
gedacht werden: Prozesskosten, Skalierbarkeit und Mitarbeiterentlastung stehen im 
Zentrum der strategischen Überlegungen. 

 

Was macht ein Digital Twin in der Wohnungswirtschaft?

Der Begriff „Digital Twin“ steht für einen digitalen Mitarbeitenden, der Routineaufgaben 
übernimmt – strukturiert, regelbasiert und dialogfähig.

Die Funktionsweise folgt einem klaren dreistufigen Modell:

1. Strukturierte Datenerhebung: 

Der Digital Twin empfängt Anfragen über verschiedene Kanäle wie Mieter-App, E-Mail, 
WhatsApp oder Telefon. Entscheidend ist, dass er nicht nur entgegennimmt, sondern aktiv Informationen strukturiert abfragt – abgestimmt auf den internen Prozess im 
Wohnungsunternehmen. So entsteht bereits im ersten Schritt ein vollständiges und 
verwertbares Datenpaket. 

2. Regelprüfung und Prozessdurchlauf: 

Auf Basis der erhobenen Informationen wird der entsprechende Prozess angestoßen. Der Digital Twin prüft, ob alle Bedingungen erfüllt sind, kann – sofern definiert –eigenständig Entscheidungen treffen oder den Vorgang an die richtige interne Ansprechperson übergeben. Dabei wird jeder Schritt dokumentiert.

3. Ergebnisbereitstellung: 

Im letzten Schritt wird das Ergebnis entweder direkt an die Mietenden zurückgespielt oder - bei komplexeren Vorgängen – als vorstrukturierter Fall an das Team im  Wohnungsunternehmen übergeben, inklusive Handlungsempfehlung und vorformulierter Antwort.

 

Use Case Haustiergenehmigung

Ein Mieter stellt eine Anfrage zur Hundehaltung. Der Digital Twin erkennt das Anliegen, 
fragt gezielt Informationen wie Rasse, Größe oder Anzahl weiterer Tiere ab und prüft die Angaben gegen hinterlegte Regeln. Liegen alle Voraussetzungen vor, wird die 
Genehmigung automatisch erteilt und dokumentiert. Bei Abweichungen erhält die 
Verwaltung eine Entscheidungsvorlage.

Use Case Schadenmeldung

Eine Mieterin meldet über die App eine dauerhaft laufende Toilettenspülung. Der Digital 
Twin erhebt alle relevanten Daten, stuft den Schaden ein und übergibt ihn automatisiert an einen angebundenen Handwerkspartner. Terminvorschläge werden in der App 
bereitgestellt, nach Auswahl erfolgt die Beauftragung. Abschließend wird die 
Zufriedenheit abgefragt und der gesamte Vorgang im ERP dokumentiert.

Im Unterschied zu klassischen Workflows reagiert er flexibel auf fehlende 
Informationen, Ausnahmen oder Sonderregelungen. Er dokumentiert alle Schritte 
nachvollziehbar und interagiert über natürliche Sprache. Seine KI-gestützte 
Architektur erlaubt nicht nur die Verarbeitung einzelner Datenpunkte, sondern das 
Verstehen ganzer Zusammenhänge.

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit 

Der Einsatz eines digitalen Zwillings bietet Wohnungsunternehmen klare Vorteile: Prozesskosten können deutlich reduziert, Bearbeitungszeiten verkürzt und 
Mitarbeitende spürbar entlastet werden. Gleichzeitig steigt die Servicequalität – durch 
strukturierte Kommunikation, nachvollziehbare Entscheidungen und konsistente  Abläufe. 
Die Dokumentation jedes Schritts schafft Transparenz und unterstützt bei interner 
Steuerung ebenso wie bei externen Anforderungen. 

Trotzdem sind viele Wohnungsunternehmen noch zurückhaltend. Technisch wäre die 
Umsetzung mit Partner wie spiri.bo innerhalb kürzester Zeit realisierbar – der eigentliche Hemmschuh liegt in der Kultur. Automatisierung wird häufig gleichgesetzt mit 
Kontrollverlust. Die Sorge, von einer KI ersetzt zu werden, ist weit verbreitet. 
Mitarbeitende müssen mitgenommen, Ängste adressiert und Nutzen klar kommuniziert 
werden. 

Denn eines ist klar: Menschen werden mehr gebraucht als je zuvor. Aber die Vielzahl an 
Routineaufgaben, die heute vor allem als Belastung empfunden werden, sollten längst 
automatisiert bearbeitet und abgeschlossen werden.